Bilanz

Als ich 2015 das erste Mal angetreten bin, habe ich mir eine Menge vorgenommen für die kommenden Jahre. Auch damals habe ich schon gesagt, dass fünf Jahre nicht ausreichen werden, um alle Ziele zu erreichen. Ich würde gerne weiterführen, was ich angefangen habe und würde mich freuen, wenn Sie mir das Mandat für die nächste Amtszeit geben würden.

Da sich die erste Amtszeit nun dem Ende nähert, wird es Zeit kritisch Bilanz zu ziehen! Ich konzentriere mich hierbei auf die Dinge, an deren Umsetzung ist als Bürgermeisterin maßgeblich mitgestalten konnte. Dennoch ist es mir ganz wichtig, dass nicht ich allein all diese Dinge erreicht habe, sondern eine tolle Verwaltung im Rücken hatte, die sich mächtig ins Zeug gelegt hat und einen Rat, der mich in vielen Dingen unterstützt hat und mehr als einmal den Weg geebnet hat.

Digitalisierung

Als ich damals begonnen habe, war Digitalisierung als Schlagwort noch nicht so etabliert, aber mein erstes Ziel war die Verwaltung als modernen Dienstleister für die Bürger zu entwickeln. Wir haben mittlerweile E-Akten eingeführt, ein Serviceportal für Onlineleistungen und wir sind Modellkommune für die digitale Baugenehmigung des Landes geworden. Ich habe die Digitalisierung direkt in meinen Verantwortungsbereich gezogen und konnte mit Hilfe des Rates eine entsprechende Stelle als Digitalisierungskoordinator einrichten. Wir sind heute weiter als viele andere, deutlich größere Städte und stolz darauf. Fertig sind wir aber noch lange nicht und die Umsetzung wird sich noch einmal beschleunigen.

Der demographische Wandel

Ich habe eine Personalentwicklung eingerichtet und Analyseverfahren bei der Personalauswahl etabliert. Gemeinsam mit dem Rat haben wir die Ausbildung massiv ausgeweitet. Personalmanagement bei der Stadt ist heute auf dem Stand der Zeit und trotz eines sehr schwierigen Arbeitsmarktes ist es uns gelungen die vielen altersbedingt wegbrechenden Stellen nachzubesetzen. Das Durchschnittsalter beginnt langsam zu sinken und Frauenförderung ist fest etabliert. Im Personalbereich sind wir heute gut aufgestellt – nachlassen dürfen wir hier aber nicht.

Kultur der Zusammenarbeit

Mir war wichtig, dass Politik im Rat und nicht im Rathaus gemacht wird. Die Verwaltung ist umsetzender Dienstleister – die Entscheidungen trifft der Rat. Die Zusammenarbeit im Rat ist heute anders, als sie damals war – alle gewählten Ratsvertreter haben das Recht auf die gleichen Informationen und die gleiche Behandlung – das habe ich umgesetzt. Auch wenn ich manche Meinung nur schwer zu ertragen fand, habe ich nie zugelassen, dass dies Einfluss auf den Umgang oder die Arbeit der Verwaltung hat. Die Zusammenarbeit auf Augenhöhe, der wertschätzende Umgang und die gleichberechtigte Transparenz für alle Ratsvertreter hat nicht nur zu einer deutlich sachorientierten Auseinandersetzung im Rat geführt, sondern auch dazu, dass offensichtlich die große Mehrheit der von ihnen gewählten Vertreter mit meiner Arbeit zufrieden ist und meine Kandidatur für eine zweite Amtszeit von einer breiten Mehrheit aus SPD, CDU und Bündnis 90 / Die Grünen unterstützt wird.

Bürgerorientierung

Ich verstehe mich als Dienstleister der Bürgerinnen und Bürger und erwarte dies auch von meinen Mitarbeitern. Wir nehmen jede Anfrage ernst und versuchen alle so schnell wie möglich zu beantworten. Ich habe ein eigenes Beschwerdemanagement eingerichtet, welches sich um die Probleme der Bürger kümmert. Selbst wenn wir nicht zuständig sind (wie zum Beispiel beim Jobcenter, dass zum Kreis gehört) versuchen wir zu informieren und zu vermitteln. Die Informationspolitik der Verwaltung wurde erheblich ausgeweitet – wir versuchen immer so umfassend wie erlaubt und so schnell und auf so vielen Kanälen wie möglich zu informieren. Ich habe in den fünf Jahren meiner Amtszeit jetzt 50 Bürgerdialoge in allen Ortsteilen und am Ende per Telefon angeboten, ich habe eine Kinder- und Jugendsprechstunde eingeführt und die Schulen für Schülerdialoge besucht.

Ich selbst bin praktisch jeden Tag erreichbar und ansprechbar – egal ob mich Anfragen auf meine private Mail hier, per Facebook oder dienstlich erreichen, werden diese aufgegriffen und beantwortet. Ich weiß, dass natürlich nicht alle Antworten, die ich geben kann, zufriedenstellend sind und ich kann auch nicht überall helfen – immer zu antworten und immer zu versuchen zu helfen ist aber mein Anspruch und wir sind ein ganzes Stück weiter als vor fünf Jahren.

Belebung der Innenstadt

Sicherlich einer der dicksten Brocken, die ich mir vorgenommen habe und eines der größten Räder, die es zu drehen galt. Langsam beginnt es sich aber zu drehen. Es ist mir gelungen die Marktpassage zu entwickeln und damit einen attraktiven Ankermieter (Action) nach Ennepetal zu holen, der unsere Innenstadt sichtbar belebt. Weitere Ansiedlungen werden folgen. Hierfür habe ich extra wieder die Wirtschaftsförderung zur Chefsache gemacht. Nach sehr langer Diskussion und Moderation ist es gelungen einen gemeinsamen Konsens in Bezug auf die Öffnung der FuZo zu finden, den die Mehrheit im Rat mittragen konnte. Auch hier setzt eine erste Belebung ein und befürchtete Probleme, wie Raser in der ehemaligen FuZo, Verkehrschaos oder Probleme für die noch verbliebene Gastronomie konnten vermieden werden. Ein Konsens konnte auch erarbeitet werden, die Bücherei und das Bürgerbüro in die Marktpassage zu verlegen, um am Markt wieder ein Zentrum dort zu schaffen, wo es hingehört. Dies sind alles nur kleine erste Schritte und die Stadt kann nicht die Aufgabe der Händler übernehmen, die nun mit attraktiven Angeboten die Menschen motivieren müssen, die Innenstadt auch für den Einkauf zu nutzen. Der Rat und die Verwaltung haben aber abgeliefert.

Innenstadtkonzept und Zukunft des Haus Ennepetal

Ein weiterer schwelender Konflikt in unserer Stadt und Politik war die Zukunft des Haus Ennepetal – einige sahen darin eine baufällige Ruine, einige ein Wahrzeichen unserer Stadt. Die Diskussionen und Verhandlungen waren auch hier lang und intensiv, aber nach Jahren ist es nun gelungen ein Weg für die Zukunft zu zeichnen und den gesamten Bereich neu zu entwickeln – ein Gesamtkonzept für den Innenstadtbereich mit Neubau des Veranstaltungszentrums, Ennepegarten, Fuchsweg und vielen anderen Bestandteilen – am Ende einstimmig im Rat als gemeinsames Zukunftskonzept beschlossen. Die Umsetzung wird schwierig, auf Grund der Probleme durch Corona, aber die Marschrichtung ist klar.

Nationales Naturmonument Kluterthöhle

Es ist uns gelungen, dass die Kluterthöhle zum nationalen Naturmonument erklärt wurde und damit eine bundesweit beachtenswerte Stellung einnimmt. Gemeinsam mit Stefan Voigt, dem Arbeitskreis Kluterthöhle und Florian Englert habe ich hier mit viel Überzeugungskraft und Energie etwas erreicht, was wahrscheinlich so niemand erst einmal für möglich gehalten hätte. Es war uns dadurch auch möglich die Kluterthöhle für unsere Bürgerinnen und Bürger aufzuwerten – heute erstrahlt sie in ganz neuem Licht und erhält gerade einen neuen, tollen Vorplatz!

Neues Naturfreibad

Die Diskussionen, was mit dem baufälligen Freibad passieren soll, haben gedauert. Schließung, Sanierung, Reduzierung der Wasserfläche, Umwandlung in ein Naturfreibad – am Ende des Diskussionsprozesses standen auch hier eine gemeinsame Konsensbildung und einstimmige Beschlüsse unser Freibad nicht aufzugeben, sondern mit neuem Konzept zu erhalten. In Rekordzeit wurde nach den Beschlüssen dann das Bad gebaut und konnte nur nach einem geschlossenen Sommer jetzt wiedereröffnen. Was hier für Ennepetal geschaffen wurde ist einmalig in der Region und ein echtes Kleinod. Pünktlich zu den Sommerferien wurde es fertig gestellt und kann jetzt genutzt werden. Es ist mir hierbei gelungen die Alanod Reichelt Stiftung dafür zu gewinnen, die Eintrittspreise für alle Kinder und Jugendlichen bis zum 15. Lebensjahr zu übernehmen. Ein großartiges Zeichen gerade für die Familien, die unter Corona genug zu leiden haben und die jetzt vielleicht ein bisschen Urlaub in Ennepetal machen können.

Neue Kindergärten

Ennepetal wächst zum ersten Mal seit Jahren wieder. Wir haben in Rekordzeit vier neue Kindergärten in Ennepetal in Betrieb genommen, um jedem Kind in Ennepetal die Möglichkeit zu geben eine Kindertagesstätte zu besuchen. Seit meinem Amtsantritt habe ich die AWO Kita am Büttenberg, die Waldorf Kita an der Vilvoorder Straße, die Johanniter Kita in der Schemmstraße und die Kita des DRK am Timmerbeul in Betrieb genommen. Die fünfte Kita in Hasperbach steht kurz vor Fertigstellung und ein sechster Neubau in Milspe (Ersatz für die Kita im MGH) ist vom Rat der Stadt beschlossen worden. Damit ist Ennepetal führend bei der Bereitstellung von Kitaplätzen und das bei den mit Abstand geringsten Kitagebühren in der ganzen Region!

Ausbau der OGGS

Auch für den Bereich der OGGS hat der Rat der Stadt beschlossen, dass jedem Kind, welches eine OGGS besuchen soll, ein entsprechender Platz zur Verfügung stehen soll und mich mit der Umsetzung beauftragt. Wir haben die letzten Jahre die Plätze in der OGGS kontinuierlich ausgebaut, um weitere Gruppen zu schaffen und dafür mehr als 2 Millionen Euro bereit gestellt. Auch damit sind wir Vorreiter in der ganzen Region und die einzige Stadt, die keine lange Wartelisten für die OGGS hat. Um auch während der Bauzeiten keinem Kind einen Platz verwehren zu müssen, haben wir zusätzlich noch Raumcontainer aufgestellt.

Nachhaltigkeit und Umweltschutz

Nachhaltigkeit zieht sich durch mein Berufsleben und war daher auch schon 2015 in der Liste meiner Ziele. Den Anfang haben wir mit der Einführung von E-Akten gemacht. Wir haben in der Verwaltung Klima-Scouts ausgebildet, die für ihr Projekt auch bundesweit ausgezeichnet wurde. Die Stadt Ennepetal hat als eine der ersten Kommunen überhaupt ein integriertes Klimaschutzkonzept erstellt, welches vom Rat der Stadt verabschiedet wurde. Es ist uns gelungen Herrn Prof. Dr. Radermacher – einen der führenden Köpfe im Bereich der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes nach Ennepetal zu holen – was dazu geführt hat, dass Ennepetal als eine der ersten Städte der Allianz für Entwicklung und Klima beigetreten ist. Das Rathaus ist als erstes städtisches Gebäude heute schon klimaneutral. Wir werden die größeren städtischen Dächer jetzt mit Solarpanelen ausrüsten und noch drei Anlagen in diesem Jahr in Betrieb nehmen. Der TUS Ennepetal hat den Ball aufgegriffen und wird nun gemeinsam mit der Stadt ein Nachhaltigkeitskonzept für den Verein erarbeiten!

Sanierung der städtischen Finanzen

Als ich den Staffelstab von meinem Vorgänger übernommen habe, hatte Ennepetal die Nachwirkungen der Bankenkrise von 2009 noch nicht überwunden und einen Haushalt mit gewaltiger Schieflage. Verwaltung und Rat haben sich in den letzten Jahren mit erheblichen Einsparungen, Einschnitten bei vielen Leistungen und leider auch Steuererhöhungen aus der Lage herausgearbeitet – auch mit der Hilfe unserer hiesigen Wirtschaft und einem einmaligen Ennepetaler Modell. In diesem Jahr haben wir eigentlich einen ausgeglichenen Haushalt – zum ersten Mal seit mehr als 10 Jahren.

Durch Corona werden wir nun zum zweiten Mal alles über den Haufen werfen müssen und neu planen müssen. Alle Projekte müssen auf den Prüfstand und der Konsolidierungskampf beginnt von vorn.

Krisenmanagement

Keiner von uns hätte sich so eine Situation vorstellen können, wie wir sie jetzt durch Corona haben. Die Pandemie stellt uns alle vor bisher nie dagewesene Herausforderungen. Die Krise hat auch mir und der Verwaltung alles abverlangt. Wir haben unsere Stadt bisher gut durch unsicheres Fahrwasser gebracht und den Menschen gezeigt, dass sie sich auf uns verlassen können. Gerade in der Krise war es mir noch wichtiger für die Menschen da zu sein und unabhängig von Zuständigkeiten so viel zu helfen, wie es irgendwie möglich war. Nun gilt es die Stadt aus der Krise zu führen und auch die Trümmer zu beseitigen, die diese Pandemie hinterlassen wird. Eine Aufgabe, die sich niemand gewünscht hat, die ich aber bereitwillig annehme, denn #EnnepetalHältZusammen.